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Jeder Mensch soll essen, trinken und glücklich sein.
(Prediger 3,13)
Ich schätze das Buch des Predigers Salomo sehr. Es schildert den ganz normalen Alltag des Menschen auf dieser Erde. Es verschweigt nicht, dass das Leben Mühe und Arbeit kennt, auch Krankheiten und andere belastende Erfahrungen.
Der Prediger Salomo würde heute auch über den Stress bei der Arbeit und in der Schule schreiben. Mobbing und Ausgrenzung wären sicherlich Themen in seinem Buch, aber auch die Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie.
Der Prediger verschweigt nichts von dem, was uns Menschen täglich begegnen kann. Und zugleich bietet er gewissermaßen Inseln der Hoffnung, der Erholung an.
„Jeder Mensch soll essen, trinken und glücklich sein.“
Zwei Seiten der Medaille, zwei Seiten des alltäglichen Lebens.
Beide Seiten kommen vor. Mal die eine mehr, mal weniger.
Wichtig ist: Die Lasten unseres Lebens tragen wir. Mit Gott im Rücken ein bisschen leichter. Aber wir tragen sie als Teil unseres Lebens. Das ist seit Adam und Eva so.
Und zugleich dürfen wir immer wieder genießen, was Gott uns schenkt: Es gibt Zeiten, da dürfen wir mit den Worten des Predigers Salomo „essen, trinken und glücklich sein“. Eben: dass Lebens feiern nach dem Motto unserer Sommerkirche in diesem Jahr.
Und das ist wichtig: Auch fröhliche gemeinsame Zeiten dürfen wir aus Gottes Hand nehmen. Dürfen sie dankbar genießen.
Wir machen die Erfahrung: Das tut unserer Seele gut. Und zugleich schenkt es uns Kraft für die Lasten und Mühseligkeiten des Alltags.
Wenn wir Gottes Geschenk, essen, trinken und glücklich zu sein, annehmen, werden wir nicht blind für die Lasten, die Sorgen, Mühe und Arbeit. Im Gegenteil: wir nehmen bewusst wahr, was anliegt, und was zu tun ist. Und wir haben die Kraft, anzupacken, Probleme zu lösen, Lasten zu tragen. Denn so wie das Gute und Leichte kommt auch die Kraft für die Lasten aus der Hand unseres guten Gottes, des liebenden Vaters im Himmel.
„Jeder Mensch soll essen, trinken und glücklich sein.“ Jeder Mensch. Also: hier weitet sich unser Blick. Nicht nur wir, Du, Sie und ich, nein: jeder Mensch.
Der Prediger Salomo macht uns darauf aufmerksam, dass wir Menschen immer auch Teil einer Gemeinschaft sind. Dass wir immer auch mit vielen anderen Menschen zusammengehören.
„Jeder Mensch soll essen, trinken und glücklich sein.“ Mit anderen Worten: Allen Menschen soll es möglichst gut gehen.
Was heißt das konkret für uns Christenmenschen?
Alle Menschen sollen fröhlich feiern können. Deshalb kümmern wir uns in unseren Gemeinden um Flüchtlinge, um Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, um oftmals nur das nackte Leben zu retten. Deshalb bieten wir in unseren kirchlichen Räumen Asyl an für Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer. So bieten wir ihnen einen Platz an der unendlich großen Tafel Gottes an.
Alle Menschen sollen fröhlich feiern können. Deshalb beten wir für den Frieden, liegen den Mächtigen dieser Welt in den Ohren mit unseren Forderungen nach Waffenruhe, nach Versöhnung. Deshalb fordern wir Gott in unseren Gebeten auf, den Kriegsherren überall auf der Welt in den Arm zu fallen, ihnen die Macht und die Waffen aus der Hand zu schlagen. Und endlich Hirn vom Himmel zu werfen, damit auch der Letzte begreift, dass Krieg nur Verlierer hervorbringt. Wir wollen Frieden für alle, damit alle an der unendlichen Tafel Gottes Platz nehmen und miteinander feiern können.
Alle sollen fröhlich feiern können. Deshalb wollen wir endlich lernen, den Opfern von sexualisierter Gewalt in unserer Kirche, in diakonischen Einrichtungen, in Kindertagesstätten zuzuhören und sie ernst zu nehmen mit ihren Geschichten, ihren Erfahrungen, ihrem Leid. Wir wollen lernen hinzusehen, damit sexualisierte Gewalt in der Kirche und in der Gesellschaft keine Zukunft hat. Alle, die solche Gewalt erfahren haben, sollen die gute Erfahrung machen, dass auch sie Platz haben an der unendlichen Tafel Gottes.
Alle Menschen sollen fröhlich feiern können.
Julian Nagelsmann, Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, hat bei einer Pressekonferenz im Juli deutlich gemacht, dass der Fußball die schönste Nebensache der Welt ist, und dass andere Dinge wirklich wichtig sind. Er hat gesagt: „Wir leben in einem wunderbaren Land. Nörgel-Deutschland war bitte gestern. Wichtig ist, alle Menschen zu integrieren, zu einen, dass sich hier alle wohlfühlen.“ Er hätte auch sagen können: In unserem reichen Land sollen alle fröhlich feiern können.
Und er hatte ein ganz praktisches Beispiel für gegenseitige Hilfe und für Zusammenhalt zur Hand: „Wenn ich dem Nachbarn helfe, die Hecke zu schneiden, ist er schneller fertig.“
Diese Pressekonferenz war für mich der Höhepunkt der Fußball-EM. Alle sollen fröhlich feiern können.
Ich denke, jede und jeder von uns kennt Menschen, die unsere Solidarität, unsere Hilfe brauchen. Damit auch sie fröhlich feiern können, um im Bild des Predigers Salomo zu bleiben.
Die Nachbarin, die um ihren Mann trauert.
Den Arbeitskollegen, dessen Frau schwer erkrankt ist.
Die Mitschülerin, die Mathe nicht begreift.
Der Klassenkamerad, der wegen seiner Hautfarbe ausgegrenzt wird.
Der Bekannte, dem seine berufliche Existenz abhandengekommen ist.
Die Enkelin, die uns mit ihrem Verhalten verletzt hat.
Und viele, viele andere mehr.
Wir dürfen, wir können helfen. Weil Gott selbst uns die Kraft dazu schenkt.
Wir dürfen, wir können neue Anfänge wagen. Weil Gott zuerst neue Anfänge mit uns gewagt hat und das täglich von neuem tut.
Alle sollen fröhlich feiern können. Mit den Worten des Predigers Salomo: „Jeder Mensch soll essen, trinken und glücklich sein.“
Jeder Mensch. Wir und alle anderen. Keiner feiert auf Kosten des anderen, der anderen. Das ist der Plan. Das gelingt niemals perfekt. Muss es auch nicht. Aber die Richtung muss stimmen. Die Anfänge sind zu wagen. Immer mit Gott im Rücken. Immer mit ihm an der Seite.
„Jeder Mensch soll essen, trinken und glücklich sein.“
Wirklich jeder Mensch, wir und alle.
Amen.
Johannes de Kleine vdm
Predigt am 18.08.2024 in der Christuskirche Frelenberg
Ihre Ansprechperson „Angedacht“
Johannes de Kleine
presse.juelich@ekir.de
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