Der große Speisesaal des Altenzentrums war bis auf den letzten Platz besetzt. Bewohnerinnen und Bewohner des Evangelischen Altenzentrums verabschiedeten sich in einem bewegenden Gottesdienst von ihrem Seelsorger, der 16 Jahre lang ein zuverlässiger Begleiter auf ihrem Weg war. Neben anderen Gästen von außerhalb waren nicht zuletzt Menschen aus der Evangelischen Kirchengemeinde Inden-Langerwehe gekommen, deren Pfarrer er bis 2009 zwanzig Jahre lang gewesen war – und das in den schwierigen Zeiten des großen Umbruchs durch den Braunkohletagebau und der daraus folgenden Umsiedlung.
Das Ohr an der Bibel - Die Predigt
Sinnfällig hielt Pfarrer Krosta sich zu Beginn seiner Predigt eine Bibel ans Ohr: Christliches Leben hat als Basis das Hören auf Gottes Wort. Und die zentrale Botschaft sei Gottes Zusage: Ich bin für dich da!
Die Wirksamkeit dieser Botschaft für sein persönliches Leben in Beruf und Familie stellte er den Zuhörer*innen vor Augen, indem er eine Reise durch die vergangenen Jahrzehnte seines Lebens und seiner Berufstätigkeit machte. Immer wieder habe sich das bewahrheitet, dass Gott da ist, dass er mitgeht in guten wie in schweren Tagen.
Jesus von Nazareth habe sie in seinen Gleichnissen Hoffnungsbilder von Nächstenliebe und Barmherzigkeit und Gottes lebensspendender Kraft über den Tod hinaus wunderbar überliefert. Und weiter sagte er: „Wir brauchen Hoffnung, die uns antreibt, in kleinen Schritten weiterzugehen, auch wenn momentan alles sinnlos erscheint. Doch können wir unsere kleinen Schritte einordnen in ein großes Ganzes, in die Hoffnung auf das Gelobte Land, in die Geschichte Gottes mit uns Menschen, wie sie in der Heiligen Schrift überliefert ist.“
Am Ende seiner Abschiedspredigt gab er seiner Gemeinde ein Ermutigungswort des Mannes mit auf den Weg, der das Volks Israel durch die Wüste führte. Mose sagte zu den Menschen: „Seid getrost und unverzagt!“ Und dieses sei auch seine Botschaft an die an die Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen im Evangelischen Altenzentrum Hückelhoven: „Seid getrost und unverzagt. Wir haben einen Gott, der mitgeht, jeden Weg!“
Der richtige Mann genau am richtigen Platz – Die Entpflichtung
Der Superintendent erinnerte an den Dienst seines Kollegen: „Mit diesem Gottesdienst verabschiedest du Dich aus dem Dienst des Kirchenkreises Jülich als Seelsorger hier im Altenheim in Hückelhoven und im Hermann-Josef-Krankenhaus in Erkelenz. Seit 2009 hast du hier für die Menschen einen sehr wertvollen Dienst getan. Im Krankenhaus hast du es dir nicht leicht gemacht. Du hast die Menschen im Hospiz im Sterben begleitet. Hier im Altenheim hast du deine besondere Gemeinde gefunden. Bewohnerinnen und Bewohner, mit denen du fröhlich feiern konntest und die deine Nähe genossen haben. Oder dir vielleicht auch knorrig begegnet sind. Aber da waren sie auch bei dir genau beim richtigen.
Du sprichst ihre Sprache, du weißt die Menschen zu nehmen und verstehst dich einzulassen auf ihre Bedürfnisse im letzten Abschnitt ihres Lebens. Mit manchen hast du eine nur kurze Zeit erlebt. Manche sind in deiner Zeit richtig alt geworden und dir als Mitmensch ans Herz gewachsen. Von vielen hast du Abschied genommen und Angehörige getröstet und sie an Gottes Liebe über den Tod hinaus erinnert.“
Der Superintendent erinnerte auch an die Jahre in Inden-Langerwehe. Der Pfarrberuf habe Wolfgang Krosta viel abverlangt. „37 Jahre hast du jetzt deinen Dienst versehen. Wir werden dich vermissen. Deine ruhige, aber klare und entschiedene Art hat allen, hat uns im Kirchenkreis gutgetan.“
Er entband den Seelsorger von seinen Amtspflichten und sprach ihm den Segen Gottes zu für seinen Weg in den Ruhestand.
Kurz und herzlich: Die Grußworte
Alle Grußworte nach dem Gottesdienst hatten eines gemeinsam: sie drückten große Wertschätzung für den Dienst von Pfarrer Krosta aus. Ob es die Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Hückelhoven, Andrea Axer war, die aktuelle Kirchmeisterin der Evangelischen Kirchengemeinde Inden Langerwehe, Dagmar Leonhards, der Noch-Geschäftsführer des Altenzentrums Markus Lowis oder sein Nachfolger Stefan von den Driesch, sein Vorgänger im Amt Manfred Jung oder sein Kollege in der Region, Pfarrer Sebastian Walde, und viele andere: sie alle verbanden Erinnerungen an seinen den Menschen zugewandten Dienst mit herzlichen Dankesworten. Ob im Altenzentrum oder im Hospiz in Erkelenz, ob in der Mitwirkung bei der Erkelenzer Sternkinderarbeit, ob im Kontakt mit der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Erkelenz, ob im Umgang mit den Mitarbeiter*innen im Haus – überall hinterlässt der scheidende Pfarrer Spuren eines Wirkens, das die ihm anvertrauten Menschen zuverlässig im Blick hatte und so überaus hilfreich auch gerade in schwierigen Lebenslagen war.
Beim gemeinsamen Abendessen war schließlich reichlich Gelegenheit zu Gesprächen und zum Austausch von Erinnerungen.
© Text: Johannes de Kleine, Kirchenkreis Jülich
© Fotos: Markus Lowis, Evangelisches Altenzentrum Hückelhoven




