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Alles prüfen und das Gute behalten

Seelsorgetag des Kirchenkreises Jülich in Geilenkirchen

Foto oben links: Dr. Stefan Knor, Pfarrerin Susanne Rössler, Pfarrerin Wiebke Harbeck, Diakon Christian Heinze-Tydecks (von links); Foto oben rechts: Pfarrerin Wiebke Harbeck, Jean Jacques Badji und Diakon Christian Heinze-Tydecks (von links)

Diakon Christian Heinze-Tydecks ist im Kirchenkreis zuständig für die Seelsorge durch ehrenamtliche Kräfte, insbesondere für die Aus/Fort- und Weiterbildung. Zusammen mit seinem Vorbereitungs- und Leitungsteam Pfarrerin Wiebke Harbeck (Kirchengemeinde Linnich), Renate Bock (Hospizbewegung Düren-Jülich e. V.), Jean Jacques Badji (Ev. Erwachsenenbildung KKR Jülich) und Diakon Stephan Lütgemeier (Katholische Region Heinsberg) hatte er ein ansprechendes Programm auf die Beine gestellt. Und so waren etwa 40 Frauen und Männer der Einladung nach Geilenkirchen gefolgt.

Unter dem Motto der Jahreslosung 2025 „Prüft alles und behaltet das Gute!“ erlebten die Anwesenden einen intensiven und ermutigenden Tag.


Prüft alles und behaltet das Gute! –Das Grußwort
Die Dürener Pfarrerin Susanne Rössler, als Synodalassessorin Stellvertreterin des Superintendenten, warf in ihrem Grußwort einen Blick auf die Jahreslosung. Aktuell sei angesagt das Prüfen auch der sozialen Aktivitäten unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Ganz anders der Apostel Paulus: Er „bindet das Prüfen in seinem Brief an die Thessalonicher, die Menschen der kleinen wachsenden christlichen Gemeinde in der bunten Hafenstadt ein in andere Begrifflichkeiten. Da ist zuvor die Rede davon, Böses nicht mit  Bösem zu vergelten, für jeden Gutes zu wollen, fröhlich und dankbar zu sein - also eine offene und freundliche, eine großzügige Haltung einzunehmen. Und mit dieser Haltung kann ich dann auf die Stadt sehen, die Nachbarschaft, die Gemeinde und prüfen, was dem Miteinander, dem Frieden, dem Guten dient.“

Und weiter sagte sie:  Daran werden Sie heute arbeiten: Mit Humor und Fröhlichkeit in die Seelsorge gehen, was Schönes als Mitbringsel aussuchen, wenn Sie einen Besuch machen, sich aus der Kunst anregen lassen, wenn es gilt das Gute zu bewahren, dabei sich selbst und seine Grenzen beachten.

Lassen Sie mich unseren Dank ausrichten im Namen des Kirchenkreises für Ihr Engagement in den vielfältigen seelsorgerlichen Diensten im Ehrenamt wie im Hauptamt: Sie hören aufmerksam zu am Telefon. sie leisten erste Hilfe in der Krise, sie begleiten Menschen beim Sterben, sie machen Besuche in der Gemeinde, in den Krankenhäusern/ in den Altenheimen, ihr seid als Pfarrerinnen und Pfarrer tätig in den Schulen und der Schulseelsorge, in der JVA, in den Kliniken, in den Gemeinden. Es ist gut an einem Tag wie heute, sich in diesen Aufgaben bestärken zu lassen und die Arbeit auf dem Hintergrund der Jahreslosung zu reflektieren. Ich wünsche Euch und Ihnen einen inspirierenden und fröhlichen Tag!“


Prüft alles und behaltet das Gute! – der Vortrag
Der katholische Philosoph Dr. Stephan Knor referierte fast zwei Stunden lang und fesselte die Zuhörer*innen von der ersten bis zur letzten Minute! Er betrachtete die Jahreslosung aus ethisch-philosophischer Perspektive. Ethik, die Lehre vom guten und rechten Handeln, habe als Ziel die „Eudaimonia“ – also gelingendes zufriedenes Leben für alle Menschen in einer Gemeinschaft. Was als das „Gute“ angesehen werde, könne aus unterschiedlicher Perspektive durchaus unterschiedlich sein. Für Christ*innen biete ihr Glaube, ihre Religion einen entsprechenden Maßstab.

Eudaimonia könne mit biblischen Worten erreicht werden, indem man den Nächsten liebe wie sich selbst. In diesem Zusammenhang sei es für Seelsorger*innen wichtig, eine gesunde Eigenliebe zu haben, das sonst die Gefahr des Ausbrennens bestehe.

Der alte philosophische Satz „Die Güte eines Gegenstandes ergibt sich aus der Güte der Erfüllung seiner Funktion“ lasse sich auch auf die Seelsorge anwenden. Gute Seelsorge sei es zum Beispiel, einem Menschen in einer ausweglosen Situation eine neue Perspektive anzubieten.

Die Frage, was es bedeute, das Gute zu bewahren, beantwortete er an drei Beispielen: Ethische Grundsätze seien zu schützen, selbst wenn sie durch gesellschaftliche Trends oder Konflikte in Frage gestellt würden. Nicht alle Traditionen seien überholt; manche böten Orientierung, Sinn und Identität und verdienten es, erhalten zu bleiben. Im Zeitalter von Fortschritt und Innovation sollte man das Bewährte nicht vergessen. Wissenschaftliche Erkenntnisse, kulturelles Wissen und die Weisheit vergangener Genrationen seinen wertvolle Schätze. Im Hinterkopf immer die Jahreslosung: Prüft alles und behaltet das Gute. 

Ein wichtiger Grundsatz im menschlichen Miteinander sei die Toleranz. Und sie bedeute: „Aushalten“. Den Mitmenschen in seinen Eigenheiten, seinem Denken und Fühlen aushalten. Das sei der Weg zur Freiheit, so zu sein wir sein wollen. Toleranz sei entsprechend grundlegend für die Seelsorge.

Der Referent zitierte Mutter Teresa: „Das Gute, das du heute tust, werden die Menschen morgen oft schon wieder vergessen haben. Tu weiterhin Gutes.“

Der Sinn und das Ziel aller Ethik sei: nicht zu sagen „man müsste das und das tun“, sondern: eine praktische Haltung des Tuns.

 

Prüft alles und behaltet das Gute! – die Workshops

In vier Workshops bestand Gelegenheit, sich mit konkreten Fragestellungen der Seelsorge zu beschäftigen.

„Humor in der Seelsorge“ Was hat der Humor im seelsorglichen Alltag beispielsweise am Kranken- oder Sterbebett zu suchen? Gemeinsam ging man auf Entdeckungsreise.

„Prüft alles - und sucht was Schönes aus! Mitbringsel und Geschenke für Besuche finden.“ Mitbringsel sind mehr als nur kleine Geschenke. Sie können auch Gesprächsaufhänger sein. Oder eine wertvolle Erinnerung an unseren Besuch.

„Das Gute in der Kunst“ Betrachtung und Austausch: Es ging um Kunstwerke, die sich mit dem Thema „Das Gute – zu bewahren“ auseinandersetzen. Die Werke behandeln Aspekte des Guten wie Liebe, Mitgefühl, Natur, Spiritualität, Frieden und Werte, die es zu schützen gilt. Sie stammen aus verschiedenen Epochen und Medien – Malerei, Skulptur und Architektur – und reflektieren das universelle Bedürfnis, das Gute zu bewahren.

„Ressourcenorientierte Seelsorge“: Salutogenese statt Pathogenese und die fünf Säulen der Identität zur Aktivierung heilsamer Ressourcen. Oder: wie gelingt es, sich in seinem Einsatz für andere nicht zu überfordern.

Jede und jeder hatte die Möglichkeit, nacheinander an jeweils zwei Workshops teilzunehmen und so neue Impulse und nicht zuletzt auch Ermutigung für seinen Dienst an den Menschen zu erhalten.

Am Ende eines intensiven Tages stand eine Andacht in der Kirche. Und gestärkt durch Gottes Wort und einen Reisesegen kehrten alle wieder in ihren Alltag zurück.