Durch die Berichterstattung in den Medien ist der Eindruck entstanden, dass die Flüchtlingsahlen vor allem in Marokko deutlich zurückgehen, weil aufgrund der Überwachungssituation im Mittelmeer und die vielen Pushbacks in Marokko, Algerien und Tunesien die Flüchtlinge sich andere Routen suchen.

Es ist sicherlich richtig, dass sich viele Flüchtlinge so verhalten. Es ist jedoch ein Irrtum, dass dadurch die Zahlen z.B. in Marokko zurückgehen. Faktisch sind die Flüchtlingszahlen in Marokko deutlich gestiegen. Offizielle Zahlen gibt es nicht. Guinea und Mali repräsentieren seit vielen Jahren die höchste Anzahl an Flüchtlingen in Marokko. Das ist insofern unverändert, weil die Zahlen für diese beiden Länder sich auf dem gleichen hohen Niveau halten. Die Zahl der Flüchtlinge aus dem Tschad und Eritrea sind deutlich um jeweils ca. 100% gestiegen. Auch wenn man die Flüchtlinge aus dem Sudan außer Betracht lässt, ist die Zahl der Flüchtlinge in Marokko deutlich gestiegen, wobei inzwischen etwa 75% der in Marokko ankommenden Flüchtlinge aus dem Sudan kommen.

© Hans-Joachim Schwabe, Kirchenkreis Jülich