Manchmal ändern sich gesundheitsbedingt Lebens- und Berufspläne. So auch beim bisherigen Leiter des Verwaltungsamtes des Kirchenkreises Jülich. Christian Preutenborbeck musste sich vorzeitig aus seinem geliebten kirchlichen Dienst in den Ruhestand verabschieden.
Mit gerade einmal 28 Jahren war er im Kirchenkreis Mettmann Verwaltungsleiter, bevor er am 1. April 2003 diese Position im Evangelischen Verwaltungsamt Jülich antrat. Der neue Chef sorgte vom Start weg für eine freundliche und wertschätzende Arbeitsatmosphäre. Zusammenarbeit auf Augenhöhe, Ermutigung und Unterstützung, gemeinsames Lernen aus Fehlern, aber auch Klausurtagungen zur Fort- und Teambildung sorgten dafür, dass die Mitarbeiter*innen in der Verwaltung als Team gestärkt mit Freude an der Arbeit waren und auch schwierige und anstrengende Zeiten gemeinsam bewältigten. Das Verhältnis zwischen dem Chef und seinem Team drückt sich deutlich aus im Abschiedsgeschenk auf dem nachstehenden Foto.
Der Verwaltungschef verstand es, komplizierte Zusammenhänge und Sachverhalte an- schaulich zu vermitteln, sei es bei den Tagungen der Jülicher Kreissynode oder bei den Treffen der Kirchmeister und Presbyteriums-Vorsitzenden. Legendär sind seine Berichte zur Finanzlage und zu neuen Ideen aus der Landeskirche. Seine humorvolle Art machte es leicht, selbst eigentlich eher trockenen Stoff aufmerksam zur Kenntnis zu nehmen.
In seine Amtszeit fielen einige größere Projekte, die er zusammen mit seinem Team zu bewältigen hatte. Gegen das unselige und kostentreibende Neue Kirchliche Finanzsystem (NKF) der Evangelischen Kirche im Rheinland kämpfte der Kirchenkreis Jülich nicht nur intensiv, er hatte auch mit seinem eigenen Finanzsystem eine gut funktionierende und kostengünstige Alternative im Angebot. Der Kampf ging verloren (was von vielen in der EKiR inzwischen angesichts der dauerhaft hohen Kosten bedauert wird). Die Jülicher Verwaltung stellte sich pflichtbewusst an die Spitze der neuen Bewegung, und der Kirchenkreis Jülich wurde einer der Vorreiter bei der Umsetzung des NKF. Insbesondere die damaligestellvertretende Verwaltungsleiterin Martina Meinecke und das Team der Finanzbuchhaltung trugen hier die größten Lasten.
Weitere Herausforderungen in der Amtszeit von Christian Preutenborbeck waren neben zahlreichen Projekten in Gemeinden und Kirchenkreis unter anderem die Verwaltungsstrukturreform der EKiR, die Konsolidierung der kirchlichen Haushalte, kleinere und größere Bau- und Sanierungsprojekte sowie die Einführung einer Personal- und Gebäudestatistik. Bei der Einführung der Personalstatistik erarbeitete der Verwaltungschef eine Lösung, die große Zeitersparnis für alle rheinischen Verwaltungen einbrachte und sogar von der Landessynode ins Gesetz aufgenommen wurde. Als die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zu Beginn von NKF ihre Finanzstatistik fortschreiben wollte, stellte sich der Verwaltungschef quer, um in der Zeit hoher Belastung nicht noch „mehr Druck in den Kessel zu geben“. Unter anderem hier gelang es, unnötige Arbeitsbelastung vom Verwaltungsamt fernzuhalten.
Der Kirchenkreis Jülich gehört zu den unbequemen Playern in der rheinischen Landeskirche, der aber immer konstruktive Kritik verbunden mit gut durchdachten Alternativvorschlägen lieferte. In dieser Tradition hat sich auch der Jülicher Verwaltungschef bei seinem Engagement in landeskirchlichen Gremien einen guten Namen gemacht. ChristianPreutenborbeck war unter anderem 20 Jahre im Vorstand des Berufsverbandes der rheinischen Verwaltungsmitarbeitenden engagiert, davon 6 Jahre als Vorsitzender, von 2012-2016 Mitglied der Landessynode und 10 Jahre Mitglied des ständigen Finanzausschuss der EKiR. Er engagierte sich im Interesse kirchlicher Verwaltung zudem in zahlreichen Gremien und Ausschüssen.
Ein wichtiger Leitsatz, den Christian Preutenborbeck im Dienst immer im Herzen hatte „Ich achte die Gesetze und Vorschriften und nutze sie für die Menschen“. Christian Preutenborbeck war liebend gern ein unbürokratischer Verwaltungsbeamter und hatte stets das Wohl der Menschen im Blick.
Fast die Hälfte seiner 20jährigen Amtszeit in Jülich war der Verwaltungschef „nebenbei“ mit einem Großprojekt befasst: dem Neubau des Gebäudes für Diakonie, Superintendentur und Verwaltung auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofes in Jülich.
Unterstützt von einem engagierten Team bewältigte er eine unendliche Anzahl von Gesprächen mit Persönlichkeiten und Vertretern der Stadt Jülich, des Kreises Düren, der Landeskirche und vielen anderen Institutionen. Damit ein energieneutrales Gebäude entstehen konnte, waren unzählige Sitzungen und Besprechungen mit Architekten und Baufirmen erforderlich. Christian Preutenborbeck betreute den Baufortschritt gern und engagiert mit unzähligen Stunden, manchmal bis ins noch so kleine Detail. Es ist nur ungefähr zu erahnen, wieviel Kraft dieses Projekt gekostet hat, das im Jahr 2022 fertiggestellt werden konnte.
Leider konnte der Verwaltungschef sein neues Büro nicht lange genießen. Eine Erkrankung führte letztlich zur vorzeitigen Versetzung in den Ruhestand zum 30. September 2023. Und aufgrund eben dieser Erkrankung konnte die Verabschiedung nur im kleinen Kreis erfolgen. Im Rahmen einer Klausurtagung des Kreissynodalvorstandes im Haus Overbach dankte Superintendent Jens Sannig seinem scheidenden Verwaltungsleiter im Namen des Kirchenkreises sehr herzlich für seinen Dienst an den Menschen und den Gemeinden im Kirchenkreis Jülich. Er überreichte ihm das Modell eines LKW, ebenso bekam Christian Preutenborbeck von seinem Nachfolger, Jens Wasilewski, und dessen Stellvertreter, Mirko Sobetzko neben sehr persönlichen Worten tiefer Wertschätzung ein weiteres LKW-Modell mit persönlichen Widmungen des gesamten Verwaltungs-Teams überreicht. Eine unübersehbare Anspielung darauf, dass der ehemalige Verwaltungschef in seinem Urlaub und zur Entspannung für einen befreundeten Spediteur schon seit Jahren Touren mit dessen LKW quer durch Europa übernimmt. So war es für Ihn auch eine Freude und Selbstverständnis, im Frühjahr 2022 selbst einen 40-Tonner mit Hilfsgütern an die ukrainische Grenze zu fahren.
Nach mehr als 35 Jahren im Dienst der kirchlichen Verwaltung wurde Christian Preutenborbeck nun im KSV verabschiedet. Wir wünschen unserem „Preuti“ alles Gute!
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© Text: Johannes de Kleine, Kirchenkreis Jülich
© Fotos: Christian Preutenborbeck