Mit einer Gedenkfeier in der katholischen Pfarrkirche St. Aloysius ließen sie das vergangene Jahr Revue passieren in Texten, Gebeten und Liedern.
Der katholische Koordinator Achim Kück begrüßte die Anwesenden, die sich in diesem Jahr bereits über 220 Mal auf den Weg gemacht hatten, um Menschen in einer plötzlichen Notlage zur Seite zu stehen. In den allermeisten Fällen war die Reanimation eines Angehörigen erfolglos geblieben, aber auch bei Unfällen oder Suiziden galt es, erste seelsorgerliche Hilfe zu leisten. Nicht zuletzt begleiteten die Notfallseelsorger*innen die Polizei beim Überbringen einer Todesnachricht. Bei den meisten Einsätzen sind sie alleine unterwegs, die Frauen und Männer, die für diesen schweren und verantwortungsvollen Dienst gründlich ausgebildet wurden.
„Unsere Einsätze sind immer krisenhaft, immer dramatisch für die Angehörigen, für Augenzeugen und Ersthelfer“. So der evangelische Koordinator, Diakon Christian Heinze-Tydecks. „Rechnen wir mit mindestens zehn nahen Angehörigen, sind also alleine durch unsere Einsätze über 2000 Menschen betroffen. Nehmen wir Freundeskreise, Arbeitskollegen hinzu, kommen wir schnell auf eine fünfstellige Zahl an Menschen, die durch den plötzlichen Tod eines Menschen berührt und betroffen sind.“
Wie geschieht die Hilfe vor Ort konkret? Die Krisenhelfer*innen setzen sich zu den Betroffenen, schweigen mit, hören zu. Meistens haben die Betroffenen noch gar nicht begriffen, was geschehen ist. Deswegen ist es wichtig, ihnen so etwas wie Verlässlichkeit, wie Halt zu vermitteln, damit sie in dieser Situation langsam wieder handlungsfähig werden können. Entscheidend ist, dass die Menschen, deren Leben gerade aus den Fugen geht, nicht isoliert werden.
Zusammen mit der Polizei, der Feuerwehr und den Rettungsdiensten, deren Vertreter ebenfalls zur Gedenkfeier gekommen waren, wird ein Dienst geleistet, der fast immer auf eine positive Reaktion trifft. Will sagen: die Betroffenen erleben die Notfallseelsorger*innen und ihren Dienst als eine echte Hilfe.
Eine bewegende Aktion bildete einen der Höhepunkte der Gedenkfeier. Es gab jeweils eine Blume im Gedenken an die vielen verschiedenen Menschen, mit denen die Notfallseelsorge konfrontiert war und ist: für die alten Menschen, die plötzlich ohne Partner*in sind; für Kinder, die einen Elternteil verloren haben; für Eltern, deren Kinder plötzlich sterben; für Menschen mitten im Leben, die ihre Partnerin, ihren Partner vermissen; für Menschen, die sich das Leben genommen haben und für die Hinterbliebenen, die ratlos zurückbleiben; für die Menschen, die den Tod eines Mitmenschen verursacht haben und mit dieser großen Schuld leben müssen.
Und Achim Kück schloss diese Aktion: „All diese Blumen tragen wir zusammen zu einem großen Strauß. Wir geben euch ein Stück vom Leben dieser Menschen mit nach Hause Wir durften einen kleinen Augenblick teilnehmen am Leben dieser Menschen und deren Angehörigen. Vielleicht haben wir trösten, haben Schmerz lindern können und Boden unter den Füßen gebracht. Dank und Hoffnung zugleich!“
Nach einer bewegenden Gedenkfeier, die musikalisch begleitet wurde mit Gesang und Gitarre durch Anna Kobylecka und Alexander Rendchen, hatten die Anwesenden beim anschließenden Beisammensein Gelegenheit zu Gespräch und Austausch.
© Text und Foto: Johannes de Kleine, Kirchenkreis Jülich