Seit 2022 gibt es dort auch eine Fachstelle für spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Sie ist besetzt mit Maren Geiser-Heinrichs. Sie, Birgitt Lux, Leiterin der Beratungsstelle, Uschi Hensen, Geschäftsführerin der kreiskirchlichen Diakonie, und die Stellvertretende Superintendentin des Kirchenkreises Jülich, Pfarrerin Susanne Rössler, stellten der Presse die Arbeit der Fachstelle vor.
Die Fachstelle ist Anlaufpunkt für alle, die gezielt Hilfe bei sexualisierter Gewalt suchen, Beratung in Anspruch nehmen oder weitere Informationen zum Thema erhalten möchten. Das Angebot richtet sich insbesondere an Kinder und Jugendliche, die sexualisierte Gewalt erleben oder erlebt haben und deren Bezugspersonen.
Ziel ist es, Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt zu schützen, für Betroffene schnelle Hilfe und Beratung anzubieten und effektiv sexualisierte Gewalt zu beenden.
Die Beratung ist parteilich für die Betroffenen und kann auf Wunsch auch anonym erfolgen.
Die seit 2022 bestehende Fachstelle ist der Beratungsstelle angegliedert und mit einer halben Stelle für eine Psychologin besetzt. Dass das Land NRW solche Stellen landesweit finanziert, ist eine Folge der Ereignisse von Lügte.
Maren Geiser-Heinrich betreut im Rahmen ihrer zeitlichen Möglichkeiten Betroffene. Sie wird dabei von ihren Kolleginnen und Kollegen in der Beratungsstelle unterstützt. Der Kontakt zu betroffenen Kindern oder Jugendlichen entsteht oft durch Lehrer*innen, Eltern oder Freund*innen.
Es geht um aktuelle, aber oft auch um lange zurückliegende Ereignisse. Viele Betroffene können erst nach langer Zeit das erzählen, was ihnen angetan wurde. Sie entscheiden jeweils, worüber sie sprechen wollen und wie lange die Beratung/Betreuung dauert. Da die Fachstelle keine Pflicht zur Anzeige hat, entscheiden immer die Betroffenen, ob es zur Anzeige bei der Polizei kommt oder auch nicht. Die Schweigepflicht bezieht sich auch auf die Eltern betroffener Kinder. Das macht Sinn, weil viele eher mit einer Fremden sprechen können als mit den eigenen Eltern, der eigenen Familie.
Die Gefühle der Betroffenen reichen von Scham bis zu Wut über das Erlittene. Viele fühlen sich aber auch selbst schuldig an dem Geschehenen – eine Falle, aus der herauszukommen die Beratung hilft.
Das Team führt die Gespräche in der Beratungsstelle, kommt aber ggf. auch in die Schule oder in die KiTa, wobei auch dort die Anonymität gewahrt wird.
Einen Termin gibt es in der Regel innerhalb von 2 Wochen, in Krisensituationen sofort.
Wenn die Beratung abgeschlossen ist, haben die Betroffenen die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal wiederzukommen. Um diese Möglichkeit zu verdeutlichen, gib es einen Beratungsgutschein.
Betroffen von sexualisierter Gewalt sind eher Mädchen als Jungen. Etwa 12% aller Kinder machen diese schreckliche Erfahrung. 70-80% der Täter kommen aus dem familiären Umfeld. Oftmals wird den Betroffenen nicht geglaubt, wenn sie versuchen, sich z.B. Mutter oder Vater anzuvertrauen, oder die Angelegenheit wird heruntergespielt. Umso wichtiger sind Anlaufstellen, wie eben die Beratungsstelle der Diakonie in Jülich.
Es gilt: Kinder können sich selbst nicht schützen, auch wenn man sie stärken kann, indem man ihnen beibringt „Nein!“ zu sagen.
Kontakt:
Fachstelle für spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche Aachener Str. 13a
52428 Jülich
Telefon 02461/52655 erziehungsberatung@diakonie-juelich.de
Weitere Informationen über die Fachstelle für Beratung bei sexualisierter Gewalt finden Sie hier
© Text und Foto: Johannes de Kleine, Kirchenkreis Jülich