Gut 80 Delegierte aus den 19 Kirchengemeinden und den Einrichtungen des Kirchenkreises kamen in Düren zusammen, um über die Zukunft der evangelischen Kirche zu beraten und entsprechende Beschlüsse zu fassen.
Für die nahe Zukunft ging es um den Haushalt und die Finanzen für 2024, für die nähere und fernere Zukunft um die Fragen, die sich aus der radikal abnehmenden Zahl von Kirchenmitgliedern ergeben.
Im Gottesdienst zu Beginn der Synodaltagung wurde der neue Leiter der Evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis, Jean Jacques Badji, in seinen Dienst eingeführt. Sieben Jahre lang war in der Gemeinde zu Düren in der Arbeit mit Migrantinnen und Migranten tätig. Seit einigen Wochen arbeitet er vom Peter-Beier-Haus in Jülich aus und gibt der Erwachsenenbildung ein eigenes, neues Gepräge.
Analyse und Lösungsmöglichkeiten: Der Bericht des Superintendenten
Nach einer Reihe von Formalitäten beschäftigten sich die Synodalen zunächst mit dem Bericht des Superintendenten. In gewohnter Weise lieferte dieser eine schonungslose Analyse der kirchlichen und gesellschaftlichen Gegenwart und Zukunft.
Die Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten und anderswo seien auch eine Herausforderung für den christlichen Glauben. Die angegriffenen Nationen hätten ein Recht auf Selbstverteidigung, Ziel müsse es aber unbedingt sein, zu Verhandlungen und Lösungen auf diplomatischen Wegen zu kommen. Das kirchliche Bekenntnis, dass nach Gottes Willen Krieg nicht sein dürfe, bleibe unangetastet. In diesem Zusammenhang wandte sich der Superintendent gegen jede Form von Rassismus und Antisemitismus gerade auch in der Bundesrepublik.
Nüchtern und mit Zahlen belegt schilderte der Bericht die Zukunft der Evangelischen Kirche und damit auch des Kirchenkreises Jülich und seiner Gemeinden. Bis zum Jahr 2060 werde sich die Zahl der Gemeindemitglieder im Verhältnis zum aktuellen Stand halbieren – und damit auch die Finanzkraft der Gemeinden. Hinzu komme die Forderung, bis zum Jahr 2035 alle kirchlichen Gebäude treibhausgasneutral zu gestalten. Um letztgenannte Aufgabe zu erleichtern und zugleich verantwortliche Entscheidungen über die Zukunft kirchlicher Arbeitsplätze und Gebäude zu ermöglichen, bekämen Gemeinden und Kirchenkreis ein speziell entwickeltes Tool an die Hand.
Damit auch in Zukunft Kirche für die Menschen da sein und mit den Menschen Kirche gestalten könne, müssten Akteur*innen sich zusammenschließen und Kooperationsräume zu schaffen, also mehrere Gemeinden und ggf. auch mehrere Kirchenkreise. Aufgaben seien zu verteilen, da nicht mehr jede Gemeinde alle Angebote aufrechterhalten könne. Die Botschaft des Superintendenten: die Zukunft der Kirche erfordere Kreativität und neues Denken. Ermutigende Beispiele in Ostdeutschland zeigten: es lohne sich, neue Wege zu gehen, und es gebe keinen Grund zur Entmutigung.
Humanität und Offenheit: Beschluss zum Kirchenasyl
Die Synodalen fassten einen Beschluss, in dem sie die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland auffordern, alle Kirchengemeinden zu bitten, sich mit der Frage von Kirchenasylen zu beschäftigen und die Möglichkeit Kirchenasyl zu gewähren zu prüfen. Die Kirchenkreise sollen kirchenasylgewährende Gemeinden bei der Durchführung von Kirchenasylen zu unterstützen. Die Kirchenleitung soll in der Bundes- und Landespolitik ihre Haltung offensiv vertreten, wonach die steigende Zahl von Kirchenasylen eine Reaktion auf die anhaltend dramatischen humanitären Notlagen Geflüchteter und der zahllosen Rechtsbrüche in vielen Staaten an den EU-Außengrenzen darstellen.
Die Landessynode soll die Bundesregierung auffordern, im Rahmen des neuen Gemeinsamen Europäischen Asylsystems für eine Wiederherstellung der am Völkerrecht und humanitären Standards orientierten Menschenrechts- und Flüchtlingspolitik einzutreten.
Dieser Beschluss erfolgte auf dem Hintergrund, dass es im Kirchenkreis Jülich aktuell gut 20 Kirchenasyle gibt.
Die finanziellen Grundlagen der Arbeit: Haushalt und Finanzausgleich 2024
Wie alle öffentlichen Einrichtungen muss auch der Kirchenkreis sparen. Die verschiedenen Referate des Kirchenkreises Jülich (Diakonie, Jugendarbeit, Erwachsenenbildung, Verwaltung) haben in einem intensiven und zum Teil schmerzvollen Prozess für 2024 eine Einsparung von ca. 500.000 EURO erzielt. Das wurde möglich durch Einsparungen, aber durch die Streichung von Stellen. Problematisch für die Finanzplanung ist nicht zuletzt die aktuelle Inflation, die zur Verteuerung von Material und Energie sorgt. Der Haushalt 2024 des Kirchenkreises Jülich umfasst Einnahmen und Ausgaben in Höhe von gut 14 Mio. Euro, als in ähnlicher Höhe wie 2023. Mit dem Haushalt wurde auch der innersynodale Finanzausgleich beschlossen. Dieser stellt sicher, dass auch die Gemeinden mit geringeren Kirchensteuereinnahmen ihre wichtigsten Aufgaben erfüllen können.
Der Haushalt mit allen dazugehörigen Unterlagen wurde von der neuen Verwaltungsleitung eingebracht: Verwaltungsleiter Jens Wasilewski und seinem Stellevertreter Mirco Sobetzko. Der bisherige Verwaltungschef Christian Preutenborbeck war im Laufe des Jahres aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig pensioniert worden.
© Text: Johannes de Kleine, Kirchenkreis Jülich; Fotos: Johannes de Kleine, Melanie Schmerling