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Konziliarer Prozeß

„Konziliarer Prozess“ ist die Bezeichnung für den gemeinsamen Lernweg christlicher Kirchen zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

Begonnen hat diese Bewegung auf der VI. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Vancouver (Kanada) 1983, wo die Stationierung von Massenvernichtungswaffen diskutiert und als Verbrechen gegen die Menschheit bezeichnet wurde. Um etwas bewirken zu können, sollten die Kirchen gemeinsam für Frieden eintreten.
 

Die zehn Grundüberzeugungen der Oekumenischen Weltversammlung von Seoul 1990
(in stark gekürzter Fassung)

Grundüberzeugung I

„Wir bekräftigen, dass alle Ausübung von Macht vor Gott verantwortet werden muß. Die Welt gehört Gott. Deshalb sollen Art und Weise, in der menschliche Macht und Autorität ausgeübt werden, der Absicht Gottes mit dieser Welt dienen und vor den Menschen verantwortet werden, in deren Namen dies geschieht […] Wir bekräftigen, dass die Art und Weise der Ausübung menschlicher Macht und Autorität unter dem Urteil Gottes stehen und vor den Menschen verantwortet werden müssen. Zu ihr gehört das Recht der Menschen auf volle Mitwirkung. In Christus hat Gott den Sinn der Macht als mitleidende Liebe ein für allemal deutlich gemacht; sie ist stärker als die Macht des Todes […]“


Grundüberzeugung II

„Wir bekräftigen, dass Gott auf der Seite der Armen steht. Armut ist ein Skandal und ein Verbrechen. Es ist Gotteslästerung, zu sagen, sie entspreche dem Willen Gottes. Jesus ist gekommen, damit wir ‚das Leben in seiner ganzen Fülle‘ (Joh 10,10) haben. Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat Christus die Mächte entlarvt und daher besiegt, die den Armen ihr Recht auf Leben in seiner Fülle verweigern (Lukas 4,16-21). Gott steht auf der Seite der Armen […] Jene, die die Gesellschaft als die ‚Geringsten‘ behandelt, nennt Jesus seine Geschwister (Matth 25,31-46). Wir sehen zwar die Notwendigkeit diakonischer Dienste und dringender Maßnahmen in Notsituationen ein, doch müssen wir heute erkennen, dass die Bedürfnisse der ‚Geringsten‘ nur befriedigt werden können, dass die Strukturen der Weltwirtschaft grundlegend verändert werden […]“


Grundüberzeugung III

„Wir bekräftigen, dass alle Rassen und Völker gleichwertig sind. In Jesus Christus sind alle Menschen, gleich welcher Rasse, Kaste oder ethnischen Herkunft, mit Gott und untereinander versöhnt […] Wir bekräftigen, dass die Menschen jeder Rasse, Kaste und ethnischen Gruppe gleichwertig sind […]“


Grundüberzeugung IV

„Wir bekräftigen, dass Mann und Frau nach dem Bilde Gottes geschaffen sind. Gott schuf Mann und Frau nach seinem Bilde (1. Mose 1,27). Diese Ebenbildlichkeit des Menschen ist die Grundlage für eine lebendige Beziehung zwischen Frauen und Männern und zur Umgestaltung der Gesellschaft […] Frauen und Männer sind gemeinsam die neue Schöpfung in Christus‘ (2. Kor 5,17) […] Wir werden jeder patriarchalischen Struktur widerstehen, die Gewalt gegen Frauen rechtfertigt und ihre Rolle in einer Gesellschaft festschreibt, in der die Arbeitskraft und ihre Sexualität ausgebeutet werden […]“


Grundüberzeugung V

„Wir bekräftigen, dass Wahrheit zur Grundlage einer Gemeinschaft freier Menschen gehört. Jesus lebte ein Leben der Wahrhaftigkeit. Weil er Gottes Wahrheit lebte, geriet er mit den Wertvorstellungen und Mächten seiner Gesellschaft in Konflikt […] Wir bekräftigen, dass der Zugang zur Wahrheit und zu Bildung, Information und Kommunikationsmitteln ein menschliches Grundrecht ist […] Wir verpflichten uns, Möglichkeiten zu schaffen, durch die die an den Rand Gedrängten und die Unterprivilegierten lernen können. Diejenigen, die zum Schweigen gebracht worden sind, sollen sich Gehör verschaffen können.“


Grundüberzeugung VI

„Wir bekräftigen den Frieden Jesu Christi. Die einzig mögliche Grundlage für einen dauerhaften Frieden ist Gerechtigkeit (Jesaja 32,17) […] Jesus sagte: ‚Selig sind, die Frieden schaffen‘ und ‚Liebt eure Feinde‘. Die Kirche ist als die Gemeinschaft des gekreuzigten und auferstandenen Christus dazu aufgerufen, in der Welt für die Versöhnung einzutreten […] In Jesus Christus hat Gott die Feindschaft zwischen Nationen und Völkern überwunden und will uns auch jetzt Frieden in Gerechtigkeit schenken […] Nach biblischem Glauben bedeutet wahrer Friede, dass jeder Mensch in einer Beziehung der sicheren Geborgenheit zu Gott, zum Nächsten, zur Natur und zu sich selbst steht. Gottes Gerechtigkeit schützt die ‚Geringsten‘ (Matthäus 25,31-46), die, die am verletzlichsten sind (5. Mose 24). Gott ist der Anwalt der Armen (Amos 5) […] Frieden kann nicht durch eine Doktrin der nationalen Sicherheit erlangt oder erhalten werden […] Wir bekräftigen Gottes Frieden in seiner ganzen Bedeutung. Wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Gerechtigkeit und Frieden zu schaffen und Konflikte durch aktive Gewaltfreiheit zu lösen. Wir werden jedem Verständnis und System von Sicherheit widerstehen, das den Einsatz von Massenvernichtungsmitteln vorsieht […] Wir verpflichten uns, unsere persönlichen Beziehungen gewaltfrei zu gestalten. Wir werden darauf hinarbeiten, auf den Krieg als legales Mittel zur Lösung von Konflikten zu verzichten […]“


Grundüberzeugung VII

„Wir bekräftigen, dass Gott die Schöpfung liebt. Gott, der Schöpfer, ist der Ursprung und der Erhalter des ganzen Kosmos. Gott liebt die Schöpfung […] Da die Schöpfung von Gott ist und seine Güte die ganze Schöpfung durchdringt, sollen wir alles Leben heilig halten […] Wir bekräftigen, dass die Welt als Gottes Werk eine eigene Ganzheit besitzt und dass Land, Wasser, Luft, Wälder, Berge und alle Geschöpfe, einschließlich der Menschen, in Gottes Augen ‚gut‘ sind […]“


Grundüberzeugung VIII

„Wir bekräftigen, dass die Erde Gott gehört. Das Land und die Gewässer bedeuten Leben für die Menschen […] Wir bekräftigen deshalb, dass das Land Gott gehört. Der Mensch soll Boden und Gewässer so nutzen, dass die Erde regelmäßig ihre lebensspendende Kraft wiederherstellen kann, dass ihre Unversehrtheit geschützt wird und dass die Tiere und Lebewesen den Raum zum Leben haben, den sie brauchen. Wir werden jeder Politik widerstehen, die Land als bloße Ware behandelt […] Wir verpflichten uns zur Solidarität mit Urvölkern, die um ihre Kultur, ihre Spiritualität und ihre Rechte auf Grund und Boden sowie auf Gewässer kämpfen. Wir verpflichten uns zur Solidarität mit Landarbeitern und armen Bauern, die sich für eine Bodenreform einsetzen, sowie mit den Saisonlandarbeitern. Wir verpflichten uns außerdem, den ökologisch notwendigen Lebensraum anderer Lebewesen zu achten.“


Grundüberzeugung IX

„Wir bekräftigen die Würde und das Engagement der jüngeren Generation. […] Jesus zeigte eine besondere Wertschätzung für die jüngere Generation. Er sagte, dass der, der nicht wie ein Kind sei, nicht in das Reich Gottes kommen werde (Lk 18,17 EU), Und Paulus sagte dem Timotheus, er solle niemandem erlauben, ihn wegen seiner Jugend geringzuschätzen (1 Tim 4,12 EU) […] Wir bekräftigen den Anspruch der Kinder auf Würde, die sich aus ihrer besonderen Verletzlichkeit und aus ihrem Bedürfnis nach Zuwendung und Liebe ergibt […] Wir bekräftigen die Tatsache, dass junge Menschen Kreativität und Opferbereitschaft in den Aufbau einer neuen Gesellschaft einbringen […] Wir werden jeder Politik oder Autorität widerstehen, welche die Rechte der jungen Generation mißachtet, sie mißbraucht und ausbeutet […]“


Grundüberzeugung X

„Wir bekräftigen, dass die Menschenrechte von Gott gegeben sind. Gerechtigkeit und Menschenrechte sind untrennbar miteinander verbunden. Die Quelle der Menschenrechte ist die Gerechtigkeit Gottes, der sein versklavtes und verelendetes Volk aus der Unterdrückung befreit (Ex 3,7-10 EU) […] Der Begriff der Menschenrechte bezieht sich nicht nur auf individuelle Rechte, sondern auch auf kollektive soziale, wirtschaftliche und kulturelle Rechte der Menschen […] Um Menschenrechte zu schützen und zu verteidigen, ist eine unabhängige Rechtsprechung notwendig. Wir werden allen Strukturen und Systemen widerstehen, die Menschenrechte verletzen und die Einzelnen und Völkern die Möglichkeit nehmen, sich voll zu entfalten; wir widersetzen uns insbesondere der Folter, dem Verschwindenlassen von Menschen, Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren sowie der Todesstrafe. Wir verpflichten uns, solidarisch mit Organisationen und Bewegungen zu sein, die sich für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte einsetzen […]“

In Seoul sprach die Christenheit gemeinsam. Es hatten sich alle Konfessionen beteiligt, auch die größte, die römisch-katholische Kirche und ebenso Evangelikale.

Quelle: wikipedia